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CoMed Artikel 05-2011 Gewichtsreduktion – Abnehmenchin-medizin

Dr. med. Rainer Didier

Körpergewichtsregulation
Ganzheitlich-individuelle und orthomolekulare Aspekte

Das Körpergewicht ist immer wieder Thema in der Presse, wissenschaftlichen Diskussionen und Forschungen. Es wird viel geschrieben, erklärt und postuliert. Zum Teil sind die Ergebnisse und Empfehlungen widersprüchlich oder gar gegenläufig und werden je nach Weltanschauung und Glaubensrichtung heftig vertreten. Ich möchte mit diesem Artikel keine neue Richtung aufzeigen, hoffe jedoch, einen Anreiz zu schaffen, sich auch mit Aspekten des Körpergewichtes zu beschäftigen, die teilweise in der täglichen Praxis keine Beachtung finden. Gewichtsprobleme haben in der Regel multifaktorielle Ursachen, und so sollten auch der diagnostische und der therapeutische Ansatz multifaktoriell und ganzheitlich sein. Ich möchte hier kurz einige Punkte anführen, um das nutzbare therapeutische Spektrum zu erweitern.

Ursachen von Übergewicht
Bei der Entstehung von Übergewicht spielen u. a. familiäre und genetische Disposition, psychische Störungen, endokrinologische Erkrankungen wie z. B. Hypothyreoidie und Morbus Cushing, Geburtsgewicht, Medikamente (wie z. B. Glukokortikoide, Antidepressiva, Antidiabetika, ß-Blocker usw.), Nikotinverzicht, Alter und Schwangerschaft, Fehlernährung und Bewegungsmangel sowie nicht zuletzt häufiges Kaugummikauen eine Rolle.

Die Ernährung hat natürlich einen sehr bedeutenden Einfluss auf das Gewicht.
Nahrungsfette haben eine Energiedichte von 9 kcal/g, Eiweiß hat eine Energiedichte von 7 kcal/g, Kohlenhydrate 4 kcal/g und Alkohol 7 kcal/g. Zur Verdeutlichung: Werden täglich nur 3 g Fett eingespart, ergibt dies innerhalb eines Jahres eine Gewichtsreduktion von 1 kg Körpergewicht. Jemand, der täglich nur ein Bier zusätzlich zu seiner gewohnten Nahrung trinken würde, käme innerhalb von einem Jahr auf Grund der Energiedichte des Alkohols auf ein Extragewicht von mindestens 6 kg Körpergewicht. Zusätzlich ist bekannt, dass Alkohol die Fettverbrennung im Fettgewebe hemmt.
Drei weitere, weniger bekannte Faktoren können nicht unwesentlich an der Entstehung von Übergewicht beteiligt sein. Dies ist zum einen das komplexe System des Gastrointestinaltraktes, des Weiteren spielen die Hormone und Neurotransmitter wie z. B. im Darm produziertes Serotonin sowie proinflammatorische Zytokine eine Rolle. Hierauf komme ich im weiteren Verlauf des Artikels noch zu sprechen.
Die Folgen von Übergewicht sind im Allgemeinen gut bekannt. Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II, Bluthochdruck, Metabolisches Syndrom, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krampfadern, Fettleber, Leberzirrhose, Gallensteine, Pankreasentzündungen, Schlaf-Apnoe-Syndrom, Gicht, Arthrose, und diverse Krebserkrankungen (Mamma-, Uterus-, Magen-, Darm-, Leber-, Prostata-, Nieren-, Pankreaskarzinom etc.) kommen deutlich häufiger bei übergewichtigen Menschen vor.

Ursachen Untergewicht
Ähnlich wie beim Übergewicht spielt auch beim Untergewicht die Ernährung eine wesentliche Rolle. Mit täglich 6 Gramm zusätzlichem Nahrungsfett kann das Körpergewicht um 2 Kilogramm pro Jahr erhöht werden. Voraussetzung sind natürlich, dass die Fette auch resorbiert werden können, dass es keine psychischen Faktoren gibt, die der Nahrungsaufnahme im Wege stehen und dass nicht mehr Energie verbraucht als aufgenommen wird (z. B. durch zusätzliche Bewegung und Sport).
Bei Gewichtsverlust sollte auch immer an Malignome und Depressionen gedacht werden. Zudem können ein durch z. B. Medikamente verändertes Geschmacksempfinden oder ein schlecht sitzendes Gebiss als Ursache für einen Gewichtsverlust in Frage kommen.
Eine weitere, noch zu selten beachtete Ursache, die unter anderem zu Untergewicht führen kann, ist die von Dr. Pfeiffer (11) beschriebene Histadelie, eine Erkrankung mit zu hohem Histamin (meist weit über 70 ng/ml) und erhöhten Basophilen (<50 Zellen/ml) im Blut. Kupfer-, Zink- und Eisenspiegel im Serum sind ebenso wie der Kryptopyrrolspiegel im Urin normal.
Zu den psychischen Symptomen gehören Wahnvorstellungen, Zwangshandlungen, Ängste, Konzentrationsstörungen und Geistesabwesenheit, diverse Missempfindungen, Verwirrtheit und suizidale Gedanken. Wenn in der Anamnese Allergien, psychische Probleme, Schlafstörungen und Selbstmord in einer Familie gehäuft vorkommen, sollte an Histadelie gedacht werden.
Da Histamin die Oxidation von Nahrung beschleunigt, haben diese Patienten viel Hunger, können ständig essen (am liebsten Süßes) und nehmen bei all dem nicht an Gewicht zu. Sie sind in der Regel dann auch eher schlank bis sehr schlank.

Körpergewicht und Body-Mass-Index (BMI)
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Zahl der übergewichtigen Menschen fast verdoppelt. Weltweit hatten Frauen im Jahr 2008 einen gemittelten BMI von 23,8 und Männer einen BMI von 24,1. Weltweit wurden im selben Jahr circa 1,5 Milliarden Menschen mit einem BMI >25, ca. ein Drittel sogar einen BMI von >30 eingestuft.
In Deutschland waren im Jahr 2009 51,4 % der Deutschen übergewichtig. Im selben Jahr lag der BMI bei Frauen durchschnittlich bei 24,9, bei Männern bei 26,3.
70 % aller Erwachsenen über 65 Jahre und 15 % aller 3- bis 17-Jährigen sind bereits übergewichtig (jedes zweite bis dritte Kind ist sogar stark übergewichtig). Ein Ende dieses Trends ist noch nicht in Sicht.

BMI-Gewichtsklassen [kg/m2]
Untergewicht:    <18,5 (bei Senioren <20)
Normal: 18,5-25
Übergewicht: 25-30
Adipositas I:    30-35
Adipositas II:    35-40
Adipositas III:    >40

Normal-BMI nach Altersklassen [kg/m2]
19-24 Jahre    19-24
25-34 Jahre    20-25
35-44 Jahre    21-26
45-54 Jahre    22-27
55-64 Jahre    23-28
>65 Jahre    24-29

Laut einer Studie (NEJM 210,363;2211), in der fast 1,5 Millionen Menschen untersucht wurden, zeigte sich eine deutlich Korrelation zwischen Body-Mass-Index (BMI) und Streberisiko. Bei einem normalen BMI von 20 bis 25 war das Sterberisiko am geringsten. Bei Über- und Untergewicht stieg das Risiko deutlich an.

Darm und Gewicht
Der Darm besitzt mit einer Oberfläche von ca. 500 m² und mit 100 Billionen Mikroorganismen eine enorme Stoffwechselleistung. Die Mikroorganismen im Darm haben ein Gewicht von ca. 1,5 kg, was ungefähr sowohl dem Gewicht als auch der Stoffwechselaktivität der Leber entspricht.

Die Resorption von Mikronährstoffen und Energie kann in beiden Gruppen (Über- und Untergewicht) problematisch sein.
So kann ein gestörtes Darmmilieu die Aufnahme von Kalorien und Nährstoffen behindern. Dies kann im schlimmsten Fall, zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen, dazu führen, dass sowohl Mikronährstoffe als auch Kalorien (u. a. wegen der Durchfälle) nicht in ausreichender Form aufgenommen werden können und in der Regel auf Dauer ein Gewichtsverlust eintritt.
Auch eine veränderte Zusammensetzung der „physiologischen“ Darmflora könnte einen Einfluss darauf haben, wie viel der verzehrten Energie aufgenommen wird. So gibt es Studien, in denen bei einem ungünstigen Verhältnis von Firmicuten zu Bacteroides (nachzuweisen mittels PCR-Untersuchung des Stuhls) die Zahl der übergewichtigen Probanden deutlich erhöht war. Zur Erklärung gereicht eine vermehrte Spaltung von Ballaststoffen durch Firmicuten; die hierdurch entstehenden weiteren resorbierbaren Energiebestandteile dienen auf Dauer als zusätzlicher Energielieferant und könnten so das Körpergewicht erhöhen. (5) Schwiertz et. al. veröffentlichten 2010 allerdings eine Studie, in der dieser Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Gewicht nicht bestätigt werden konnte. (10) Bleibt abzuwarten, ob es in der Zukunft eindeutigere Studien geben wird.

Hormone und Neurotransmitter – Einfluss auf das Gewicht
Jedem ist sicherlich klar, dass Hormone und Neurotransmitter bei der Gewichtsregulation eine Rolle spielen. In diesem Artikel kann das Thema natürlich nicht abschließend behandelt werden, dennoch möchte ich einige interessante Aspekte anschneiden.

Cortisol und Serotonin
So findet man bei Gewichtsproblemen eine deutliche Korrelation zwischen Cortisolspiegel und Stoffwechsel. Cortisolspiegel können einfach mit Hilfe von Speichelproben bestimmt werden, am aussagekräftigsten sind Tagesprofile. Cortisol versetzt den Körper in eine katabole Stoffwechsellage (Substanzabbau), es mobilisiert Nährstoffe und fördert die Glukoneogenese, indem es die Leber stimuliert, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Es verstärkt den Proteinabbau und erst einmal auch den Fettabbau (Lipolyse), zudem stimuliert es die Umwandlung von Präadipozyten zu Adipozyten. Hierdurch wird wiederum die Vermehrung des Viszeralfettes beschleunigt. Diese viszeralen Fettzellen bilden vermehrt 11ß-Hydroxy-Steroiddehydrogenase Typ 1 (11ß-HSD-1). Dieses Enzym sorgt für eine vermehrte Fetteinlagerung im Bauchbereich und lässt zugleich den Cortisolspiegel ansteigen.
Cortisol unterdrückt zudem die Serotoninproduktion. Der Neurotransmitter Serotonin wird hauptsächlich in der Darmschleimhaut und zusätzlich auch in der Leber, der Milz und im Zentralen Nervensystem (ZNS) aus der Aminosäure Tryptophan gebildet. Hierfür werden die Co-Faktoren Vitamin B6 und Magnesium benötigt. Fehlen diese beiden Vitalstoffe, kann dies zu einem Serotoninmangel führen, was labortechnisch recht einfach im Urin gemessen werden kann.
Serotonin hat viele unterschiedliche Funktionen. Im Zentralen Nervensystem wirkt es stimmungsaufhellend, antidepressiv, angstlösend und entspannend. Neben anderen peripheren Wirkungen stimuliert und reguliert es die Motilität und Resorption im Magen-Darm-Trakt. Während niedrige Werte Hunger erzeugen, der sich bis hin zu Heißhungerattacken steigern kann, haben hohe Serotoninspiegel einen eher appetitdämpfenden Effekt. Bei sehr starker Serotoninausschüttung im Darm (durch z. B. bestimmte Medikamente wie Zytostatika) kann dies zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Bei erhöhtem Stress schließt sich der Kreis:
Durch eine erhöhte Cortisolausschüttung wird ein Serotoninmangel gefördert, der dann wiederum den Appetit steigert.

Geschlechtshormone
Meines Erachtens gehört zur Diagnostik bei Gewichtsproblemen auch die Analyse von Geschlechtshormonen im Speichel.

Speicheluntersuchungen ergeben ein konstanteres Bild als Blutuntersuchungen, da die zirkadianen Schwankungen hier kaum wahrzunehmen sind.
Bei der Beurteilung der Hormonwerte kommt es nicht nur auf die absoluten Werte an, sondern auch auf das Verhältnis untereinander. Insbesondere das Verhältnis Östrogen / Progesteron ist von großer Bedeutung: Ab einem Verhältnis >1:200 wird von einer Östrogendominanz gesprochen; diese kann zu einer Steigerung des Gewichtes beitragen, da Östrogen die Bildung von Fettgewebe fördert, während Progesteron die Lipolyse stimuliert. Zudem schwächt Östrogen die Wirkung von Schilddrüsenhormonen ab, während Progesteron diese verstärkt.
Zur Mobilisierung von Fetten (Fettsäuren) benötigt der Körper Adrenalin, Noradrenalin und Testosteron. Die Höhe der Testosteron- und auch DHEA-Spiegel ist negativ korreliert mit dem Fettgehalt von untersuchten Personen. (9)

Bauchfett und Entzündung
Ein weiterer wichtiger Baustein in der Analyse und Therapie von Gewichtsproblemen ist der sehr komplexe Mechanismus von Entzündungen, Nitrostress und proinflammatorischen Mediatoren. Der Einfluss dieser Faktoren auf den Stoffwechsel und das Gewicht gewinnt in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung.
Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Fettgewebe nicht nur ein Energiespeicher ist, sondern dass dort auch endokrinologische und inflammatorische Prozesse stattfinden. So werden speziell aus dem intraabdominalen viszeralen Fettgewebe ständig proinflammatorische Stoffe wie Interleukin 1, TNF-alpha und Leptin freigesetzt. Diese Entzündungsmediatoren spielen u. a. eine Rolle bei der Etablierung einer Insulinresistenz, da diese Stoffe die Empfindlichkeit der Insulinrezeptoren in Leber-, Fett- und Muskelzellen herabzusetzen scheinen; zugleich gibt es Hinweise dafür, dass sie das Absterben von insulinproduzierenden Betazellen beschleunigen.
Dass eine antientzündliche Therapie bei Diabetes hilfreich sein kann, belegt die Studie von Larsen et al. (3). Die dänische Arbeitsgruppe hat mit Hilfe des ursprünglich für Rheumapatienten entwickelten Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten Anakinra bei Typ-2-Diabetikern signifikant bessere Blutzuckerwerte feststellen können. Auch die beobachtete verminderte Inzidenz von Typ-2-Diabetes unter einer Statintherapie dürfte zum Teil auf den entzündungshemmenden Eigenschaften der Statine basieren.
In der orthomolekularen Therapie lassen sich ähnliche Effekte mit dem antientzündlich wirkenden Vitamin C nachweisen: So konnte bei allen Patienten nach zweimal täglicher Gabe von 500 mg Ascorbinsäure bereits nach zehn Tagen eine signifikante Verbesserung der Glukosetoleranz festgestellt werden. (4)
Verschiedene Studien legen nahe, dass durch eine Gewichtsabnahme auch der CRP-Spiegel sinkt, der ein Parameter einer proinflammatorischen Stoffwechsellage ist. Dies legt u. a. auch die Meta-Analyse von Selvin et al. (2007) nahe, die eine deutliche Korrelation zwischen CRP und Körpergewicht feststellte: Konnte das Körpergewicht um 1 kg reduziert werden, sank der CRP-Wert um durchschnittlich 0,13 mg/l.

Schlaf und Gewicht
Capuccio et al. haben Daten aus 15 prospektiven Studien mit insgesamt knapp 475.000 Teilnehmern analysiert. (2) Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich über einen Zeitraum von 7 bis zu 25 Jahren. Das Resultat zeigte, dass sowohl eine kurze als auch eine überdurchschnittlich lange nächtliche Schlafdauer mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Dies ist wahrscheinlich auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen, die den Appetit anregen, den Energieverbrauch vermindern und sich ungünstig auf den Glukosestoffwechsel auswirken. Als gesündeste Schlafdauer erachten Francesco Capuccio et.al. einen Schlaf von sieben bis acht Stunden. Wer also zu viel oder zu wenig schläft hat häufiger Probleme mit Übergewicht.

Stichwort Umgebungstemperatur
Ein Baustein in der ganzheitlichen Sichtweise zum Thema Übergewicht, wie ich finde aber ein nicht zu vernachlässigender, ist die in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegene Wohnraumtemperatur in den westlichen Industriestaaten. (1) Während britische Wohnzimmer in den 1970-er Jahren noch durchschnittlich 18 °C hatten, sind es heutzutage schon 21 °C. Die Schlafzimmer in Großbritannien sind auf 18 °C und in den USA sogar auf 21 °C beheizt. Autos sind beheizt, Erwachsene wie auch Kinder sind bei kalten Temperaturen viel seltener draußen.
Eine kältere Umgebung Luft jedoch fordert vom Organismus eine erhöhte Wärmeproduktion, die auch dann mit dem Einschmelzen von Fettreserven einhergeht. Würde man die Temperatur in Gebäuden auf 16 °C reduzieren, entspräche dies einem Mehrverbrauch von ca. 200 kcal am Tag. Nach 18 Tagen hätte man 3.600 kcal zusätzlich verbrannt und somit ein halbes Kilo abgenommen – vorausgesetzt man verzichtet auf wärmere Kleidung und verzehrt keine Extrakalorien. Die Absenkung der Raumtemperatur hätte sogar zur Folge dass die Austrocknung der Schleimhäute durch eine zu niedrige relative Luftfeuchtigkeit reduziert wird. Somit würden grippale Infekte seltener auftreten, sofern man sich an die niedrigeren Temperaturen angepasst hat und sich nicht verkühlt.

Unter- und Übergewicht aus Sicht der Mikronährstoffmedizin
Sowohl bei Untergewichtigen als auch bei Übergewichtigen kommen Mikronährstoffdefizite häufig vor. In beiden Gruppen sind hierfür oft zum einen eine einseitige und ungesunde Ernährung, zum anderen Resorptionsprobleme verantwortlich. Im Folgenden möchte ich noch auf einige orthomolekulare Substanzen und Laborparameter eingehen, die bei Gewichtsproblemen wichtig sein können:

Magnesium
Magnesium wird für die Lipolyse benötigt. Ein Mangel trägt u. a. wie gesagt zur Insulinresistenz bei. Zur Gewichtsreduktion werden ca. 500 mg Magnesium pro Tag benötigt. Die Magnesiumversorgung ist allerdings bei vielen Menschen nicht ausreichend. Deswegen sollte dies bei jedem Patienten im Vollblut gemessen und ggf. auch substituiert werden.

Vitamin C
Wie oben schon beschrieben spielt Vitamin C eine ganz wesentliche Rolle bei den Themen Gewicht und Entzündung, die wiederum in einer engen Beziehung zueinander stehen. Die Körperfettverteilung ist bei hohen Vitamin-C-Konzentrationen im Blut signifikant besser als bei niedrigen Werten, und Übergewichtige haben deutlich niedrigere Vitamin-C-Spiegel als Normalgewichtige. Für die Biosynthese von Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin wird unter anderem auch Vitamin C benötigt.

Coenzym Q10
Q10 ist wichtig für die Fettverbrennung in den Mitochondrien, zudem vermag es die Wirkung von Insulin zu verstärken und hilft so den Blutzuckerspiegel bei adipösen Diabetikern zu verbessern. Es erleichtert den Gewichtsverlust bei einer Diät.

Zink
Auch Zink sollte immer im Vollblut bestimmt werden, da es zu 90 % intrazellulär vorkommt und eine regulierende Wirkung auf das Appetitzentrum im Gehirn entfaltet.

Carnitin
Der menschliche Körper kann Carnitin (genauer gesagt L-Carnitin, eine vitaminähnliche Substanz, die hauptsächlich über Fleisch in den Organismus gelangt) auch aus den Aminosäuren Methionin und Lysin selbst bilden. Im Jahr 2004 haben Luppa et al. (6) zeigen können, dass zusätzlich eingenommenes L-Carnitin, ohne dass ein L-Carnitin-Mangel vorlag, den Abbau von langkettigen Fettsäuren bei gesunden erwachsenen Probanden steigern konnte. Dies bedeutet eine erhöhte Fettverbrennung durch die Einnahme einer „Extraportion“ Carnitin.

Chrom
Auch wenn in der Vergangenheit immer wieder postuliert wurde, dass Chrom einen signifikanten Einfluss auf das Gewicht haben sollte, so konnte dieser Effekt bei gesunden Erwachsenen in neueren Studien nicht belegt werden. (7, 8)

Proinsulin
Bei erhöhten Proinsulin-Werten ist davon auszugehen, dass die Insulinproduktion ebenfalls erhöht ist, da Proinsulin bei der Produktion von Insulin in den Beta-Zellen des Pankreas entsteht. Erhöhte Werte sind daher ein Hinweis auf eine entstehende oder bereits bestehende Insulinresistenz und somit ein Risikomarker für eine diabetische Stoffwechsellage. Zugleich stimuliert Proinsulin die Lipo- / Adipogenese und wirkt als Maßnahmen zur Gewichtsreduktion. Andererseits kann man bei einer Gewichtsreduktion auch oft einen Rückgang der Proinsulinproduktion beobachten.

Wachstumshormone
Es wird zunehmend deutlich, dass das Wachstumshormon IGF bzw. das IGFBP-System (Insulin-like Growth Factor und IGF-bindendes Protein) bei der Regulation des Glukose-Stoffwechsels einen Gegenspieler des Insulins darstellt. Es erhöht den Blutzuckerspiegel durch Glykogenolyse und wirkt lipolytisch an den Fettzellen. (12) Zahlreiche Studien belegen, dass adipöse Menschen gegenüber Normalgewichtigen erhöhte Konzentrationen an freiem IGF-1 aufweisen, die hepatische Produktion von IGFBP-1 und IGFBP-2 jedoch unterdrückt ist. Hierdurch scheint die Bioaktivität von IGF-1 inhibiert zu werden, sodass die eigentlich positive Wirkung des Wachstumshormons, der anabole (aufbauende) Effekt vor allem an Muskel, Leber und Knochen, nicht zum Tragen kommt. Intravenös appliziertes Arginin stimuliert die Produktion von Wachstumshormonen nachweislich. (13)

Alle Vitamine, Mineralien, sekundären Pflanzenstoffe und essentiellen Fettsäuren
Sowohl Untergewichtige als auch Übergewichtige die wenig oder sehr einseitige Nahrung zu sich nehmen, können in allen Bereichen der orthomolekularen Medizin Defizite entwickeln. Dies sollte entsprechend labortechnisch untersucht werden.

Fazit
Die Regulation unseres Körpergewichts ist sehr komplex und in seiner Gesamtheit bisher noch nicht bekannt. Es gibt sehr viele Faktoren, die auf dieses System Einfluss nehmen, jedoch wiederum nicht bei jedem Menschen in gleicher Weise und Intensität. Das macht es so schwer, gerade auch vor dem Hintergrund einer großen genetischen Variabilität, allgemeingültige Richtlinien und Ratschläge zu verfassen. Mit diesem Artikel sollte auf einige Mosaiksteine, im Besonderen die orthomolekularen Aspekte hingewiesen werden, um die Themen Über- und Untergewicht umfassender und doch effizient erfassen und therapeutisch angehen zu können.

Literatur

Johnson F, Mavroggiani A, Ucci M, Vidal-Puig A, Wardle J: Could increased time spent in a thermal comfort zone contribute to population increases in obesity? Obesity reviews, International Association for the Study of Obesity (2011) doi: 10.1111/j.1467-789X.2010.00851.x 2011 (First published online: 24 Jan 2011)Cappuccio FP, Cooper D, D\’Elia L, Strazzullo P, Miller MA: Sleep duration predicts cardiovascular outcomes: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. Eur Heart J (2011) doi: 10.1093/eurheartj/ehr007 (First published online: 7 Feb 2011)
Larsen Cm, Faulenbach M, Vaag A, Vølund A, Ehses JA, Seifert B, Mandrup-Poulsen T, Donath MY: Interleukin-1–Receptor Antagonist in Type 2 Diabetes mellitus. NEJM 2007, 356:1517-1526
Sandhya P, Das UN: Vitamin C therapy for maturity onset diabetes mellitus: relevance to prostaglandin involvement. IRCS Med Sci 1981; 9: 618. PubMed
Ley RE, Turnbaugh PJ, Klein S, Gordon JI: Microbial ecology: Human gut microbes associated with obesity. Nature 444, 1022-1023 (21 December 2006)
Luppa D (2004): Beteiligung von L-Carnitin an der Regulation des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. Klinische Sportmedizin / Clinical Sports Medicine, Volume 5, issue 1, (pp. 25-34)
Lukaski HC, Siders WA, Penland JG (2007): Chromium picolinate supplementation in women: effects on body weight, composition and iron status. Nutrition 23:187-195
Vincent JB: The potential value and toxicity of chromium picolinate as a nutritional supplement, weight loss agent and muscle development agent. Sports Med. 2003;33(3):213-30.
Casson PR, Toth MJ, Johnson JV, Stanczyk FZ, Casey CL, Dixon ME: Correlation of serum androgens with anthropometric and metabolic indices in healthy, nonobese postmenopausal women. J Clin Endocrinol Metab (2010) Sep;95(9):4276-82. Epub 2010 Jun 21. (Erratum in: J Clin Endocrinol Metab. 2010 Nov;95(11):5137)
Schwiertz et al.: Microbiota and SCFA in lean and overweight healthy subjects. Obesity (Silver Spring) 18:190-5
Pfeiffer, CC: Nährstoff-Therapie bei psychischen Störungen. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg, 1986

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